Wenn Preiskampf und Klimapolitik die Bauern vernichten – Viele denken an Selbstmord!

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Bild: gemeinfrei via pixabay

von Niki Vogt

In Frankreich begehen jede Woche zwei Landwirte Selbstmord und nicht nur da. In ganz Europa gehen sie aus blanker Not auf die Straße. Die Bauern, die uns alle ernähren, sind am Limit oder eigentlich schon darüber. Und das in ganz Europa und in den USA ebenfalls. Sie sind nicht nur existenziell ständig nur eine Handbreit vom Abgrund entfernt, sie sind nicht nur physisch, sondern auch psychisch überlastet. Depression und Burnout macht sich breit. Und die Öffentlichkeit erfährt kaum etwas davon.

Bauernselbstmorde in Spanien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Polen … 

… und überall gehen verzweifelte Bauern auf die Straße. Eine Umfrage unter den irischen Bauern zeigte Erschreckendes: 20 Prozent gaben an, schon über Selbstmord nachgedacht zu haben. 40 Prozent sagten, dass sie unter schwerem oder zumindest mittlerem Stress leiden. Noch schlimmer ist es in Belgien. Hier wurden 600 Landwirte in Nord-Belgien befragt. Die Hälfte gab an, dass ihr Beruf psychisches Leid verursache.In Deutschland und Österreich sind 25 Prozent der Landwirte vom Burnout betroffen (in der Gesamtbevölkerung sind es nur sechs Prozent).

Franziska Aumer ist eigentlich studierte Informatikerin. Doch sie machte dann eine Ausbildung zur Milchbäuerin. Zusammen mit zwei anderen Frauen hat sie die Informationskampagne „acker.schwestern“ gegründet. Hier klärt sie seit 2021 über die drängenden Probleme der Landwirte auf.

Die Deutsche Welle schreibt:
„Während ihrer Arbeit werden die “acker.schwestern” mit menschlichen Tragödien konfrontiert. So kennt jede von ihnen Landwirte, die sich bereits das Leben genommen haben. “Bei mir war es ein junger Kerl, 25 Jahre. Ich habe ihn über das Ehrenamt für die Landwirtschaft kennengelernt. Er war richtig aktiv, lebensfroh.” Jahrelang habe sich der Niederländer für seinen Betrieb eingesetzt und gekämpft. An dem Tag, an dem er erfuhr, dass man ihm im Zuge strengerer Stickstoffregelungen die Betriebsgenehmigung entzogen hatte, habe er den Entschluss zum Suizid gefasst.“

Die Frankfurter Rundschau berichtete schon 2021 unter dem Titel „Tod auf dem Bauernhof: Witwe bricht Tabu und erzählt von ihrer Tragödie“:

„Jedes Jahr nehmen sich in Frankreich Hunderte Landwirtinnen und Landwirte das Leben. Die Witwe Camille Beaurain bricht ein Tabu und erzählt von der Tragödie auf ihrem Gut.“

Ihr Mann Augustin war Schweinezüchter in der Picardie. Das liegt nördlich von Paris. Mit 31 Jahren nahm er sich das Leben, hängte sich an einem Sonntagabend einfach in der Scheune auf. Er ging und sagte nur knapp, er wolle „nur kurz in der Mühle was nachschauen“. Seine Frau Camille schrieb sich die Wut und die Trauer von der Seele mit dem Buch „Tu m’as laissée en vie“ – Du hast mich lebend zurückgelassen. Ihr Augustin ist nicht der einzige. Im Jahr 2015 haben in Frankreich 650 Bäuerinnen und Bauern Selbstmord begangen. Das ist die letzte genaue Erhebung der Zahlen. Man hat das Zählen mittlerweile eingestellt. Es ist ja eher mehr geworden. Und die Zahlen sind sowieso zu niedrig, denn in vielen Fällen wird der Selbstmord vertuscht, damit die Familie wenigstens noch die Lebensversicherung bekommt.

Die französische Agrarkrankenkasse hat eine eigene Telefonseelsorge für Bauern eingerichtet, um der steigenden Zahl an Selbstmorden entgegenzuwirken. Und das Angebot wird angenommen.

In Deutschland gibt es gar keine Erfassung von Bauernselbstmorden. Die Situation ist hier aber auch nicht besser. Anne Dirksen ist Leiterin des Arbeitsbereiches Familie und Betrieb in der Landwirtschaftskammer. Dort hört und erlebt sie täglich die seelische Not vieler Landwirte. Sie sagt, dass die Selbstmorde unter den Bauern „gefühlt“ zunehmen. Die Zahl der depressiven Erkrankungen ist deutlich angestiegen, das belegten die Zahlen der Krankenkassen. Parallel dazu steigen die Burnouts.

Zu niedrige Preise für die Erzeugnisse, zu hohe Schulden, zu viele Verordnungen, Auflagen, Dokumentationspflichten und erwürgende Klimapolitik

Die Branchenseite Agrar heute schreibt, dass die Landwirte bisweilen schlicht kapitulieren und nicht mehr können. So fand die Polizei im bayerischen Ansbach in einem Stall 150 tote Rinder. Sie waren einfach seit längerer Zeit nicht versorgt worden. Dahinter steckt keine Verantwortungslosigkeit und Grausamkeit, sondern psychische Not, schwere Depression und Selbstaufgabe. Diese Selbstaufgabe erstreckt sich dann auch auf die Tiere:

„Die meisten Bauern arbeiteten nämlich sieben Tage die Woche im Stall, dazu kämen Dokumentationen, Anträge und immer neue Auflagen. Für die Iris Fuchs vom der Landestierärztekammer ist das Politikversagen, sagt sie gegenüber dem Bayrischen Rundfunk (BR). „Die Tierärzte weisen seit Jahren darauf hin, dass das Motto ‘Wachsen oder Weichen’ der falsche Ansatz ist”, so Fuchs.“

Zwanzig bis dreißig Anrufe von Landwirten gehen wöchentlich bei der zentralen Krisenhotline ein, sagt Heidi Perzl, die erfahrene psychologische Beraterin der landwirtschaftlichen Sozialversicherung dem Bayerischen Rundfunk.

Es sind die klassischen Ursachen: Zum Ersten die sehr oft extreme wirtschaftliche Situation der Betriebe, die zwischen zu niedrigen Preise und hohen Schulden zerrieben werden. Gleichzeitig sind die Bauern permanent überarbeitet und beuten sich selbst restlos aus, was zu dem gefürchteten Burnout führt, verstärkt durch die Hoffnungslosigkeit, niemals aus den Schulden herauskommen zu können.

Zum Zweiten leiden sie unter fehlender Anerkennung für ihre Arbeit. Kinder von Bauern werden oft in der Schule gemobbt. Immer wieder kommen Prüfer unangemeldet auf die Höfe und viele davon sind schikanös, das ist dann noch mehr Druck und Belastung für den überlasteten Landwirt. Für viele Landwirte sind die jüngsten Subventionskürzungen nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Viele nehmen auch die Medienberichterstattung als sehr negativ und verletzend wahr. „Statt Anerkennung sind wir permanent in der Kritik. Das macht mürbe. Wer möchte sich schon die ganze Zeit als Insektenvernichter, Brunnenvergifter und Tierquäler beschimpfen lassen? Das geht nicht spurlos an einem vorbei.“

Dazu kommen zum Dritten immer höhere Auflagen wegen des Klimaschutzes, die Politik, auch der Herr Landwirtschaftsminister hat keine Ahnung von Landwirtschaft, produziert aber immer neue Verbote und Richtlinien, die Dokumentationspflichten arten aus und zwingen die Landwirte, bis spät in die Nacht am Papierkram zu sitzen, aber dennoch morgens früh aufzustehen und eine körperlich anstrengende Arbeit zu verrichten.

Und nun wird auch noch das bisschen, was vielen Betrieben gerade noch genug zum Überleben lässt, durch den Wegfall der Steuererleichterung beim Agrardiesel weggestrichen.

Eine persönliche Anmerkung: Ich wohne auf dem Land. Hier gibt es noch viele Landwirte. Wenn man mit den Bauern redet, die man gut kennt, dann kommt sehr schnell auch die tiefe Enttäuschung über die ungerechtfertigte Missachtung des Bauernstandes ans Licht. Insbesondere die Arroganz der Links-Grünen und der Medien werden dort als Hetze gegen die Landwirte empfunden und man ist total wütend und enttäuscht, dass sie ohne Federlesens sofort in die Nazi-Ecke gesteckt werden – gerade jetzt, bei ihren Protesten.

Und falls das hier ein Bauer oder eine Bäuerin liest und sich selbst darin erkennt: Es gibt Hilfe. Der erste Schritt ist, die Krisenhotline der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung anzurufen:

0561/78 51 01 01 

Diese Krisenhotline ist rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche besetzt und kann auch anonym genutzt werden. Hilfe für die seelischen Gesundheit der SVLFG : www.svlfg.de/gleichgewicht

Landwirt Helmut Grillmeier hat die Hilfe in Anspruch genommen und ist aus dem Teufelskreis der Überarbeitung, finanziellen Not und Ausweglosigkeit herausgekommen, weil er Hilfe angenommen hat.

Ein Haus überall mit hexagonalem Wasser versorgt, schwingt im Einklang mit den Frequenzen des Wassers, der Erde und der Sonne – und der eigenen DNA. Eine Fußbodenheizung wirkt dabei, wie ein Verstärker.